8 Tipps für Eltern von Lesemuffeln

Weihnachten naht! Das ideale Weihnachtsgeschenk ist ein Buch. Eigentlich wollte ich meiner Facebookgruppe Legasthenie & Dyskalkulie Österreich zwei Buchreihen als Geschenketipp vorstellen, die auch für Lesemuffel geeignet sind. Aus der kurzen Einleitung wurde nun ein ganzer Blogbeitrag und aus den zwei Buchtipps wurden acht Tipps für Eltern von Lesemuffeln.

Mit Büchern kann man so einiges machen. Man kann sie unter anderem verschlingen, verleihen, verschenken und vorlesen. Beim Lesen erlebt man die spannendsten Abenteuer, löst gemeinsam mit berühmten Privatdetektiven komplizierte Kriminalfälle, reitet auf Drachen und reist in die Vergangenheit oder in die Zukunft und das alles gemütlich auf der Couch, eingekuschelt in die Lieblingsdecke mit dem Hund auf dem Schoß. Was gibt es Schöneres?

Wenn das Lesen schwer fällt

Wer selbst eine begeisterte Leseratte ist, kann sich kaum vorstellen, dass es Menschen gibt, die keine Freude am Lesen entwickeln. Es gibt viele Gründe, warum manche Menschen nicht gerne lesen. Ein Grund kann sein, dass das Lesen schwerfällt. Umso wichtiger wäre es, viel zu lesen, damit sich kein Teufelskreis des Nicht-Lesens bilden kann. Denn gerade schwache Leserinnen und Leser vermeiden das Lesen, da Buchstaben, Wörter und Sätze große Hürden für sie darstellen. Weil ihnen dadurch aber die Leseübung fehlt, können sie ihre Lesefertigkeiten wiederrum nicht verbessern.

Warum Lesemuffel immer mehr ins Hintertreffen geraten

Die Lesefähigkeit ermöglicht erst die Nutzung von Computerprogrammen, das Lesen einer SMS oder WhatsApp-Nachricht. Lesen trägt zur Allgemeinbildung bei, fördert das Konzentrationsvermögen, die Vorstellungskraft, das Abstraktionsvermögen und das selbständige Denken. Es nimmt positiven Einfluss auf die Fantasie und es macht uns kreativer. Vielleser haben einen größeren Wortschatz. Sogar die Empathie wird durch Lesen gefördert. Man lernt durch das Lesen, sich in andere hineinzuversetzen. Lesen hilft soziale Kompetenz zu lernen. Für Kinder ist es leichter am Beispiel von Figuren in Geschichten Situationen, Konflikte, Probleme etc. kennenzulernen und über mögliche Konsequenzen zu reflektieren. Lesemuffel geraten so in vielerlei Hinsicht immer mehr ins Hintertreffen.

Was also tun, wenn das eigene Kind ein Lesemuffel ist und sich einfach nicht für Bücher begeistern kann?

Tipp 1 – Vorbild sein

Um Kinder zum Lesen zu motivieren, sollten Eltern selbst regelmäßig lesen. Wer sich selbst für Bücher begeistert, kann diese Begeisterung am besten an seine Kinder weitergeben. Wenn Kinder sehen, dass Bücher im Bücherregal nicht nur verstauben, sondern auch genutzt werden, spornt das an. Auch die Art und Weise wie mit dem Gelesenen umgegangen wird, hat Einfluss auf das Leseverhalten des Kindes. Wird vorgelesen? Wird über das Gelesene gesprochen?
Es ist nicht nur wichtig, dass die Eltern die Lesefreude des Kindes sehr schätzen, sondern auch, dass das Kind merkt, dass die Eltern gerne lesen. Besonders negativ wirkt es sich aus, wenn das Kind das Gefühl hat, dass die Mutter einen großen Ehrgeiz bezüglich des Leseverhaltens des Kindes stellt, sie allerdings selbst nicht gerne liest.

Tipp 2 - Lesegeschwindigkeit und Lesegenauigkeit erhöhen

Erst wenn einzelne Wörter automatisiert und mühelos gelesen werden können, werden kognitive Reserven frei, die bei anspruchsvollen Prozessen des Lesens gebraucht werden. Demzufolge dient ein genaues, nachvollziehbares und schnelles Erlesen der Wörter einem besseren Verständnis. Wenn dem Entziffern einzelner Wörter in einem Satz zu viel Zeit geschenkt wird, können lange und komplizierte Abschnitte kaum gelesen werden, da das Arbeitsgedächtnis für die Verstehensprozesse während des Lesens zuständig ist.

Wenn ein Kind stockend liest und einzelne Wörter nur mühsam entziffert, kann das Lesen keinen Spaß machen. Oder würden Sie mit Ihren Skiern die Streif in Kitzbühel runterfahren, wenn Sie nicht einmal den Stemmbogen ordentlich beherrschen?

Lesegeschwindigkeit und Lesegenauigkeit trainiert man am besten mit dem wiederholten Lesen von Silben, Pseudowörtern oder einzelnen Wörtern.

Ein ausgezeichnetes, digitales Förderprogramm, das ich sehr empfehlen kann, ist der Lesikus. Mit dem Grundkurs Lesetechnik (2. Lesestufe: Lesegenauigkeit) wird die Lesegenauigkeit und -geschwindigkeit genau auf diesen drei Ebenen (Silben, Pseudowörter und echte Wörter) trainiert.

SilbenDuo ist ein Kartenspiel, mit dem die Lesegeschwindigkeit auf Silben- und Pseudowortebene geübt werden kann. Auch mit Buchstabenwürfeln kann die Lesegeschwindigkeit auf Silben- und Pseudowortebene trainiert werden. Kurze Erklärvideos dazu und Links zu den Kartensätzen bzw. zur Bastelanleitung finden sich hier: LernMaterialien | Übungsblätter Legasthenie - Silbentraining (lern-art.at)

Tipp 3 – Tandemlesen

Für die Förderung der Lesegeschwindigkeit und Lesegenauigkeit ist die Leseforschung in den vergangenen Jahren auf Lautleseverfahren aufmerksam geworden. Das Tandemlesen stellt eine spezielle Form dieser neueren Lautleseverfahren dar.

Beim Tandemlesen wird ein Text im Chor synchron laut vorgelesen. Der erfahrene Leser fungiert dabei als Vorbild, an dem sich der schwächere Leser orientiert. Der erfahrene Leser führt dabei zur Orientierung den Finger in der Zeile mit. Bei einem Lesefehler wird das Lesen unterbrochen, der Fehler wird vom erfahrenen Leser korrigiert und beide beginnen wieder gemeinsam am Satzanfang. Auf diese Weise wird der Text viermal gelesen. Bei jedem Durchgang kann sich der erfahrene Leser mehr und mehr zurücknehmen, bis er schließlich nur noch leise mitliest und korrigierend eingreift.

Um mit dem Tandemlesen Erfolge zu erzielen sollte man mindestens dreimal pro Woche jeweils 15 bis 20 Minuten trainieren.

Tipp 4 – Gemeinsam lesen – Erst ich ein Stück, dann du.

Das Lesen macht gleich viel mehr Spaß, wenn man miteinander liest. Warum nicht ein Ritual daraus machen und sich täglich vor dem Schlafengehen gemeinsam auf die Couch oder das Bett kuscheln und zusammen in einem spannenden Buch lesen? Wenn jeder abwechselnd einen Absatz oder eine Seite liest, darf jeder auch einmal nur zuhören und das Lesen wird somit gleich weniger anstrengend.

Grundsätzlich funktioniert das abwechselnde Lesen mit allen Büchern, doch ganz besonders eignen sich dafür die Bücher der Lesereihe Erst ich ein Stück, dann du. In diesen Büchern wechseln sich längere Passagen in kleinerer Schrift für erfahrene Vorleser und kurze Passagen in Fibelschrift für Leseanfänger ab.

Tipp 5 – eReader statt Buch

Ein dickes Buch mit eng beschriebenen Seiten schreckt manchen Lesemuffel so richtig ab. Die Motivation mit dem Lesen überhaupt zu beginnen, sinkt schon beim Anblick eines Buches auf null. Die Textmenge auf dem Display eines eReaders ist überschaubar, zusätzlich können Schriftart, Schriftgröße, Zeilenhöhe und Seitenränder angepasst werden, sodass Texte leichter lesbar werden.

Tipp 6 – Das richtige Thema finden

Nur weil ich ein großer Fan von historischen Romanen bin, heißt das nicht, dass auch andere sich dafür begeistern können. Es heißt also ein Thema zu finden, dass Ihr Kind richtig fesselt. Eines meiner Therapiekinder ist verrückt nach Dinosaurier. Während es bei jedem beliebigen Lesetext die Nase rümpft, werden Bücher über Dinos mit offenen Armen empfangen.

Tipp 7 – Besser wenig Text als gar nicht lesen – Comics

Sie können Ihr Kind nicht zum Lesen von Büchern bewegen? Dann probieren Sie es mit Comics. Ich bin der Meinung, bevor ihr Kind gar nicht liest, sollte Ihr Kind wenigstens Comics lesen. Die Textmenge ist übersichtlich und das Sinnverständnis wird durch Illustrationen unterstützt. Auch ich habe als Kind mit dem Lesen von Comics begonnen und heute lese ich mit Begeisterung dicke  Bücher ohne Bilder.

Tipp 8 - Besser wenig Text als gar nicht lesen – Bilderbücher mit wenig Text, aber richtig viel Information

Und nun ganz zum Schluss doch noch meine zwei Buchtipps, die ich eigentlich nur kurz als ideale Weihnachtsgeschenke für Lesemuffel vorstellen wollte.


Little People, BIG DREAMS erzählt von den beeindruckenden Lebensgeschichten großer Menschen: Jede dieser Persönlichkeiten, ob Künstlerin, Pilotin oder Wissenschaftler, hat Unvorstellbares erreicht. Dabei begann alles, als sie noch klein waren: mit großen Träumen.

Der Blauwal von Jenni Desmond: Dieses wunderschöne Bilderbuch schildert anschaulich, wie riesig ein Blauwal ist, was er frisst, wie er aussieht und noch vieles mehr.
Ebenso erschienen: Der Elefant und Der Eisbär.

Literatur

Steinbrecher, J. (2007). Lesesozialisation: Ein Überblick über den Forschungsstand. Österreichischer Buchklub: Wien.

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