Etwa 90% unserer Wörter sind Mitsprechwörter (lauttreue Wörter, wie Rosine) oder Nachdenkwörter (Wörter, die mit Hilfe der Strategien Verlängerung (Hund – Hunde) und Ableitung (Häuser – Haus) richtig geschrieben werden können.
Für ca. 10 % der Wörter greifen diese Strategien nicht. Man spricht von sogenannten Merkwörtern, weil man sich hier die Schreibung schlichtweg merken muss. Dazu zählen Wörter mit ai (Mai, Laib), Wörter mit v (Vater, Vogel), Wörter mit doppelten Vokalen (Boot, Haar, Meer), Wörter mit [ks]-Laut (Hexe, Fuchs, Keks), die Ausnahmen vom Dehnungs-i (Biber, Tiger) und Fremdwörter (Computer, Garage). Zuweilen werden auch Wörter mit Dehnungs-h (Fohlen) und scharfem s (Spaß) zu den Merkwörtern gezählt.
Leider gibt es in den Schulbüchern die Unart, den Wortschatz nicht nach Rechtschreibphänomenen, sondern nach Themen zusammengestellt zu erarbeiten. Betrachten wir uns in diesem Zusammenhang einen Auszug aus dem Wortschatz Winter:
Gerade rechtschreibschwache Kinder haben hier Schwierigkeiten sich die korrekte Schreibweise der Wörter einzuprägen.
Viel wirksamer ist es den Kindern zunächst verschiedene Strategien beizubringen. So macht es Sinn das Rechtschreibtraining mit einfachen Mitsprechwörtern zu beginnen. Danach wird orthografisches und morphematisches Regelwissen aufgebaut. Zu guter Letzt können die Merkwörter gelernt werden, und zwar ordentlich getrennt nach Rechtschreibphänomenen.
Merkwörter müssen also einfach auswendig gelernt werden. Aber wie lernt man lange Wortlisten ohne allzu viel Mühe? Dabei helfen uns simple Merkstrategien.
Anhand der Wortliste Ausnahmen vom Dehnungs-i möchte ich an dieser Stelle die Merkstrategien Geschichtenmethode und Loci-Methode vorstellen.
Um sich die Wörter leichter einzuprägen, denkt man sich eine Geschichte aus, in der alle diese Wörter vorkommen. Je verrückter, umso besser. Beim Erzählen darf übertrieben sowie Gestik und Mimik eingesetzt werden. Zusätzlich ist es hilfreich sich die Geschichte auch bildlich vorzustellen.
Hier ist meine Biber-Geschichte:
Es war einmal ein Biber, der ständig mit einer Bibel unter dem Arm herumlief. Eines Tages besuchte er seinen besten Freund den Eskimo, der nie ohne seine Fibel aus dem Haus ging. Leider wissen wir nicht genau, wann diese Geschichte spielte, vermutlich war es Juni oder Juli. Mit einem Kilo Popcorn in den Taschen beschlossen die beiden ins Kino zu gehen. Es herrschte eiskaltes Klima im Kino, daraufhin bekamen der Biber und der Eskimo die volle Krise. Zu allem Übel setzte sich nun auch noch ein lila Krokodil vom Nil neben die beiden und trank einen Liter Sirup in einer Minute. „Na prima!“, dachten die beiden als sich das Krokodil auch noch eine Primel hinter das Ohr steckte und eine bunte Spirale aus seiner Handtasche zauberte. Als sie sich gerade über ihre Handy-Tarife unterhielten betraten auch noch ein Tiger und ein Vampir, die auch noch mit einem gefährlichen Virus infiziert waren, das Kino. Deshalb beschlossen nun der Biber und der Eskimo sich allen Regeln zu widersetzen und das Kino noch während der Vorstellung lautstark zu verlassen.
Mit Hilfe der Loci-Methode werden die Gegenstände/Wörter gedanklich an verschiedenen Orten abgelegt. Diese Orte können zum Beispiel am eigenen Körper, auf dem Schulweg oder in dem Zimmer, in dem man sich gerade befindet, liegen. Auch hier gilt je verrückter, umso besser.
Wie könnte dies nun mit unseren Biber-Wörtern funktionieren? Ganz einfach! Ich setze mir zuerst den Biber mit seiner Bibel unter dem Arm auf den Kopf. Den Eskimo, der seine Fibel festumklammert hänge ich mir wie einen Schal um den Hals. Das Kalenderblatt vom Juli stecke ich mir in das linke, das vom Juni in das rechte Ohr. Oder lieber doch umgekehrt? Nun hänge ich mir ein Kilo wiegenden Ohrring ans linke Ohr. Au! Das zieht an meinem Ohrläppchen. Auf die linke Handfläche stelle ich das Mini-Kino mit seinem eiskalten Klima. Wow, ist das kalt! Könnt ihr es spüren? Da krieg ich echt die Krise…
Die Wortliste wird für alle Mitspieler gut lesbar in die Mitte des Tisches gelegt. Das vorliegende Rechtschreibphänomen wird besprochen. Eventuell können die schwierigen Stellen im Wort markiert werden.
Damit Kinder die Möglichkeit haben die Merkstrategien kennenzulernen, bietet es sich an eine der Strategien mithilfe der allerersten Wortliste vorzuzeigen. Alle Spieler erfinden also gemeinsam eine Merkgeschichte zu den Wörtern auf der Wortliste, oder legen die Wörter gemeinsam am Körper ab. Man wiederholt zusammen immer wieder einzelne Abschnitte der Geschichte.
Wieder erfinden alle Spieler gemeinsam eine Merkgeschichte zu den Wörtern auf der Wortliste, oder legen die Wörter gemeinsam am Körper ab. Bei diesem Schwierigkeitsgrad ist jeder selbst verantwortlich für die Wiederholungen. Als Spielleiter weist man jedoch regelmäßig daraufhin, dass man selbst nun eine kurze Wiederholung benötigt.
Es ist jedem Spieler selbst überlassen, wie er sich der Wortliste einprägt. Mit einer Sanduhr wird festgelegt, wie lange man Zeit hat, sich die Liste einzuprägen.
Die Wortliste wird zerschnitten, sodass auf jedem Papierstreifen nur noch ein Wort steht. Die Papierstreifen werden auf einem Stapel verdeckt auf den Tisch gelegt. Nun wird langsam ein Wort nach dem anderen aufgedeckt, sodass immer nur das zuletzt aufgedeckte Wort sichtbar ist.
Diese Variante eignet sich besonders dafür, bereits gelernte Wortlisten zu wiederholen. In diesem Fall sollten nicht alle Wörter aus der Wortliste verwendet werden.
Alle Mitspieler dürfen nun die Wörter auf ihr Blatt schreiben. Für jedes richtig geschriebene Wort gibt es einen Punkt. Einen Extrapunkt bekommt man, wenn man alle Wörter auch in der richtigen Reihenfolge notiert hat. Sieger ist, wer die meisten Punkte gesammelt hat.
Viel Spaß beim Spielen!
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Mit dem Karteikasten Lernwörter für die Ansage lernen
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